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Bei der Flut der Bilder heutzutage (allein auf Facebook werden täglich 350 Mio Fotos hochgeladen), ist ein „normales“ Foto langweilig und bedeutungslos geworden. In etwa so, wie die realistische Malerei nach der Fotografie Revolution. Niemand wollte mehr Maler für Portraits engagieren, da die Fotografie günstiger, schneller und einfacher war. Die Maler waren über Ihre Ausdruckslosigkeit frustriert und mussten sich weiterentwickeln. Daraus entstand u.A. eine neue Daseinsberechtigung, die post-realistische Malerei. Dazu gehört auch der magische Realismus der die Wirklichkeit mit einer weiteren Dimension ausstattet, die nicht mit der Fotografie ablichtbar ist.
„Der magische Realismus stellt die Verschmelzung von realer Wirklichkeit (greifbar, sichtbar, rational) und magischer Realität (Halluzinationen, Träume) dar. Er ist eine „dritte Realität“, eine Synthese aus den uns geläufigen Wirklichkeiten. Der Wandel zum Surrealismus war dann fließend. Das Wort „Surrealismus“ bedeutet wörtlich „über dem Realismus“ Etwas, das als surreal bezeichnet wird, wirkt traumhaft im Sinne von unwirklich.“ Die Künstler wollten also mehr ausdrücken können, als Ihre Konkurrenz, die Fotografen! Letzten Endes ist genau dies auch das Ziel der künstlerischen Fotografie. Heutzutage werden aber an jedem Tag fast 17.000 neue Kompakt-Kameras und 21.000 System und Spiegelreflexkameras pro Tag verkauft [Quelle]. Zudem kommen täglich 1.5 Millionen neue Aktivierungen von Android Phones hinzu [Quelle]! Bei den Smartphone Kameras heutzutage, zähle ich solche definitiv zur Anzahl der im Umlauf befindlichen Kameras! Die resultierende Flut an banalen Bildern im Web und Print — die sehr gern als „künstlerische Fotografie“ bezeichnet werden — übersättigt zudem jedes Bedürfnis nach interessantem fotografischen Material. Alles wirkt so echt, so gewöhnlich und so alltäglich. Allein auf Facebook werden täglich 350 Mio Fotos hochgeladen! [Quelle] OK, das Ziel der Erfindung der Fotografie war genau dies. Zeitzeuge zu sein. Authentsich zu sein. Eine Kopie einer zeitlich begrenzten Aktion zu werden um dann für immer archiviert werden zu können; „Photography takes an instant out of time, altering life by holding it still.” — Dorothea Lange. Authentizität hat die Fotografie aber schon lange verloren. Darum ist die moderne Fotografie einfach zu langweilig geworden. Sie hat gar keine Aufgabe mehr.
Die moderne Fotografie ist zu langweilig geworden
Kurzum, die moderne Fotografie ist einfach zu langweilig geworden! Sie bildet nur das ab, was man selbst an gleichem Ort und gleicher Stelle genau so gesehen hätte. Damit wird die Fotografie auf ein Level eines einfachen Zeitzeugen reduziert. Du kannst die Leute also nur noch hinterm Ofen herlocken, in dem Du Ihnen etwas zeigst, dass sie selbst so nie gesehen hätten! Wenn ich mir die Google Bilder Suchergebnisse zum Thema „moderne Fotokunst / moderne Fotografie / künstlerische Fotografie“ so ansehe, habe ich keine Lust mehr mich diesem Thema weiter zu widmen. Entweder sind Googles Ergebnisse so schlecht oder diejenigen, die sich der modernen Fotografie verschrieben haben können nichts mehr wirklich kunstvolles zustandebringen. Wenn dies so ist, dann hat die Kreativität in der Fotografie ihre Glanzzeit längst geschrieben.
Heute meint doch jeder, der einen Instagram Filter anwenden kann, er oder sie hätte gleich ein künstlerisches Foto geschaffen. „In the age of Instagram and smartphones, it seems anyone can be an artist. Add a filter to your cluttered concert photo and the image suddenly transforms into a nostalgic, moody scene straight out of Rolling Stone.“ ~ Ashley Strickland CNN. Mangelnde Perfektion ist aber eben nicht immer gleich Kunst. Fotografen, die aus jedem missglücktem Bild gleich ein Kunstobjekt erschaffen wollen sind keine Künstler ~ Was ist fotografische Kunst?
Wie sollte die künstlerische Fotografie denn sein?
Künstlerische Fotografie fängt aber da an, wo die realistische Abbildung nicht mehr „gut genug“ ist! Es geht nicht mehr um das bildliche oder das sichtbare. Es geht um die Aussage, das Gefühl, die Idee oder einen Gedanken der durch das Bild transportiert werden soll. Das Bild soll nicht im Betrachter eigene Gefühle wecken sondern die des Autors. Der Betrachter muss beim Anblick nicht direkt die Aussage erkennen, sondern sich nach und nach der Intention des Autors dahinter kommen. Eine gute Fotografie ist wie ein Monolog des Künsters, nur ohne Worte. „Stellen sie sich als Beispiel vor, Sie sind verliebt in jemanden. Ihr Herz beginnt schon im Hals zu klopfen, wenn Sie nur ein Foto der geliebten Person sehen. Nun zeigen Sie das Foto einem Freund, aber der ist nicht verliebt und sein Herz bleibt unbewegt. Und nun beginnen Sie nach Möglichkeiten zu suchen, den Eindruck, der die geliebte Person auf Sie macht, irgendwie mit auf das Bild zu bringen – und so entsteht impressionistische Fotografie. ~ Stefan Grosjean
Eigene Gedanken in Bildern ausdrücken
Wie bei der impressionistischen Malerei soll es auch bei der modernen künstlerischen Fotografie darum gehen die eigenen Eindrücke und Wahrnehmungen, den Ausdruck der eigenen Emotionen und Impressionen, künstlerisch zu verarbeiten. „In den unzähligen Kunstplattformen im Internet finde ich täglich Fotos, die einfach ausdruckslos sind. Dabei meine ich nicht die Art, wie das Foto geschossen wurde oder ob es gut aussieht. Mehr, ob sich der Fotograf oder die Fotografin sich Gedanken gemacht hat, was dieses Foto ausdrücken soll, ob der Künstler etwas zu sagen hat oder ob es einfach ein hübsches Mädchen mit buntem Hintergrund ist. Bei viel zu vielen Fotos fehlt mir einfach der Wille, sich selbst auszudrücken. Dadurch verliert das Foto für mich komplett an Wert. Ich finde, dass Fotografie, die als Kunst verstanden werden soll, einen Fotograf benötigt, der eigene Gedanken ausdrücken will.“ Adrian Schiegl
Was will uns der Künstler damit sagen?
Ich habe durch diese Denkweise angefangen meine Fotografie aus einem völlig anderen Augenwinkel zu betrachten. Die wichtigste Erkenntnis die ich daraus gezogen habe ist: Meine normalen Fotos braucht kein Mensch auf dieser Welt. Verschone Sie also mit noch mehr gewöhnlichem und banalem Scheiß! Und wer ist Schuld daran? Oliviero Toscani mit seiner Fotografen Masterclass auf Arte! Seit dem weiss ich, dass die Art der Kamera nicht über das Bild entscheiden sollte und der ewige Drang nach besserer Technik Deine Fotos nicht interessanter macht.