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Du hast bestimmt schon oft gehört, dass Du bei Portrait-Aufnahmen ein Objektiv mit mindestens 50mm Brennweite benutzen solltest. Ich zeige Dir hier im Beitrag anhand von Vergleichsbeispielen warum.
Jeder Fotograf und jeder Seminarleiter würde Dir nämlich sagen, dass bei einer Brennweite unter 50mm das Objektiv das Model vor dir sehr unschön verzeichnet. Die Nase soll angeblich ganz dick werden und zu einer Knolle heranwachsen. Doch Theorie allein ist schön und gut. Wenn man noch nie ein Vergleich gesehen hat, glaubt man nicht wirklich wie stark der Unterschied in der Abbildung zwischen den Brennweiten ist. Die folgenden Fotos werden Dir ganz klar zeigen wie deutlich der Unterschied zwischen den Brennweiten 28, 35, 50, 85 und 112 mm ist!
Selbsttest
Weitere Beispiele
Ich habe hier noch wunderbare Beispiele für den Effekt gefunden, schaut euch mal diesen Unterschied an:
Gefunden bei Krolop & Gerst
An diesem Beispiel sieht man glaub ich noch deutlicher, warum ein 50mm Objektiv bei Portraits wirklich Minimum sein sollte. Die hübsche Dame schaut unter 50mm wirklich grauenhaft aus. So ein Portrait will sicher kein Model von sich sehen! – Bildquelle und mehr Info: Petapixel.
Mike Browne erklärt dazu in seinem Video wunderbar alle Facetten, die ich hier im Beitrag bereits erwähnt habe:
Der technische Aspekt dahinter
Ich habe mich jetzt häufig genug überzeugen lassen, dass die Verzerrung nicht explizit an der Brennweite, sondern an dem effektiven Abstand des Objekts zur Kamera liegt. Je näher die Kamera an der Person, desto dicker die Nase. Jetzt kommt noch der sogenannte Crop-Faktor dazu. Letztendlich gilt die Regel: „Bei einem Portrait mindestens ein 50 mm Objektiv“ nur für Vollformat und analoge Kameras – das sogenannte KB-Format (Kleinbild Film). Das Äquivalent für eine digitale Spiegelreflex Kamera mit dem üblichen 1,6 Crop Faktor läge bei 35 mm.
Alles andere ließe Portraits aus Handy-Kameras mit ihren 5-10mm Objektiven absolut grottig aussehen. Bei 5mm Brennweite und einem Crop-Faktor von 10 landen wir beim gleichen Abstand zum Motiv also wieder bei einem Ausschnitt wie bei einem 50mm Objektiv an einer Vollformat Kamera.
Nahaufnahme des Gesichts macht misstrauisch
Es gibt noch einen weiteren Grund möglichst größere Brennweiten für Portraits zu benutzen, denn eine Nahaufnahme des Gesichts macht misstrauisch. In einer Studie haben amerikanische Psychologen (Veröffentlichung im Fachmagazin „PLoS One“) herausgefunden, dass Gesichter der Probanden, die aus geringer Nähe fotografiert wurden, als weniger sympathisch und vertrauensvoll angesehen wurden als Gesichter von Portraitierten, die mit einer längeren Brennweite fotografiert wurden!
Wer den persönlichen Abstand unterschreitet, wirkt bedrohlich
Und genau das passiert bei niedrigen Brennweiten. Der Betrachter erkennt unbewusst die Form des Gesichts als diejenige, die erscheint, wenn ein Gesicht zu nah in den eigenen Persönlichkeitsraum eindringt. Das wirkt bedrohend, da wir nur ungern fremde in diesen Raum lassen. Solche Portraits sind dann also zum Scheitern verdammt.
Dein Beitrag und die Beispiele haben mir das Thema wirklich verständlich erklärt.
Dankeschön!
Dieser Artikel ist cool! Die Thematik wird hier gänzlich verständlich und praxisnahe erklärt! Vielen Dank!